Migräne – eine andere Art von Kopfschmerz?

Eine Migräne ist mehr als nur Kopfschmerz. Die immer wiederkehrenden Attacken und Symptome schränken den Alltag der Betroffenen in ihrer Lebensqualität ein. Was sind die Ursachen der Erkrankung, wie entsteht eine Migräneattacke und welche Behandlungen gibt es? Diesen und anderen Fragen möchten wir ein wenig auf den Grund gehen.

Auf der Website der Patientenorganisation «Migraine Action» www.migraineaction.ch finden Sie weitere Informationen.    Logo-Migraine-Action.png

 

Was ist bisher über Migräne bekannt?

Migräne ist ein komplexes gehirnbezogenes Ereignis, das sich über Stunden oder Tage entwickelt. Körperliche Aktivitäten können die schmerzhaften Attacken verstärken, und oft werden diese von weiteren Beschwerden begleitet. Unbehandelte Migräneattacken dauern typischerweise zwischen 4 und 72 Stunden.

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Migräne betrifft Nerven und Blutgefässe

Bis heute sind nicht alle komplexen Abläufe, Ursachen und Trigger, die zu einer Migräneattacke führen, geklärt. Mediziner gehen jedoch davon aus, dass es im Hirnstamm – der Verbindung zwischen Rückenmark und Grosshirn – Regionen gibt, die bei einer Migräneattacke durch schmerzvermittelnde Nervenbotenstoffe aktiviert werden. Dadurch soll es zu Entzündungen und Ausweitungen von Blutgefässen kommen, was für die migränetypischen Kopfschmerzen verantwortlich gemacht wird. In jüngster Zeit geriet der blutgefässerweiternde Botenstoff CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide), ein Neuropeptid, das aus 37 Aminosäuren besteht, zunehmend in den Fokus der Migräneforschung.

Körpereigenes Protein steht im Fokus der Forschung

Kommt es zu einer Migräneattacke, setzt der Körper vermehrt CGRP  frei, unter anderem aus Fasern des Trigeminusnervs. Diese Ausschüttung scheint die Sensibilität der Nerven entlang bestimmter Blutgefässe zu verändern, arterielle Blutgefässe im Gehirn stark zu erweitern und auch Entzündungsreaktionen auszulösen.

Wie können prophylaktische Strategien zu mehr Lebensqualität führen

Migräne stellt eine grosse Belastung für die Patienten, ihre Familien und die Gesellschaft dar. Eine prophylaktische Therapie kann Migräneattacken in ihrem Schweregrad reduzieren oder ganz vermeiden. Für jeden Tag ohne oder mit weniger ausgeprägter Migräne ist der Patient dankbar.

Migräne-Trigger

Eine erfolgreiche Prophylaxe ist nur möglich, wenn Migräne-Auslöser, sogenannte Trigger, erkannt sind. Erst dann können sie auch vermieden werden. Um diesen Triggern auf die Spur zu kommen, kann ein Migränetagebuch hilfreich sein. Notieren Sie Datum, Dauer und Trigger Ihrer Migräneattacken darin. Das Tagebuch hilft Ihnen dabei, Auslöser und Einflussfaktoren zu erkennen und Ihre individuelle Situation und Bedürfnisse besser einzuschätzen.

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Häufige Trigger sind:

  • Alltagssituationen wie Überlastungen oder Stress
  • Konsum von Alkohol, Koffein oder Nikotin
  • Wetterveränderungen
  • Abweichungen im Schlaf-Wach-Rhythmus
  • angestrengtes Lesen oder Fernsehen
  • äussere Einflüsse, wie grelles/flackerndes Licht, Lärm oder Gerüche
  • hormonelle Schwankungen
  • Flüssigkeitsmangel
  • histamin- und tyraminreiche Speisen (lang Gelagertes wie Käse, Schinken, Wurst oder Sauerkraut)

Verschiedene Arten von Migräne

Jede Migräneattacke ist anders – in ihrer Intensität und Dauer ebenso wie hinsichtlich der begleitenden Symptome und der persönlichen Belastung. Dennoch lässt sich eine Einteilung in folgende grosse Gruppen treffen.

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Migräne mit und ohne Aura

Kommen vor dem Ausbruch einer Migräne neurologische Störungen hinzu, wie z. B. Sehstörungen, spricht man von einer Migräne mit Aura. Eine solche Aura kann bis zu einer Stunde anhalten und durch einseitige Gefühlsstörungen, Lähmungen, Sprachstörungen oder eine Kombination dieser Störungen begleitet werden.

Neben der Differenzierung in die Migräne mit und ohne Aura können zwei weitere Formen unterschieden werden.

Episodische Migräne

Von einer episodischen Migräne spricht man, wenn die Kopfschmerzen an bis zu 14 Tagen im Monat auftreten.

Chronische Migräne

Treten mindestens über die letzten 3 Monate Kopfschmerzen an 15 oder mehr Tagen im Monat auf und haben mindestens 8 davon einen migränetypischen Charakter, spricht man von einer chronischen Migräne. Sie entwickelt sich häufig aus der episodischen Form, indem die Migräneattacken über Jahre zunehmend häufiger auftreten und kontinuierlich länger und stärker werden.

Die Migräneattacke und ihre Phasen

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Bei einer Migräne lassen sich vier Phasen unterscheiden:

  • Frühphase 
  • Aura-Phase
  • Kopfschmerz-Phase
  • Rückbildungs-Phase (Auflösungs- und Erholungsphase) 

Es treten jedoch nicht bei allen Patienten bei jeder Migräneattacke alle vier Phasen auf. Zudem können sich die Phasen überschneiden. Alle Phasen tragen zur Belastung und Beeinträchtigung des Betroffenen bei.

 

Frühphase 

Die Frühphase ist eine Phase, in der unspezifische Symptome auftreten, die den Kopfschmerzen oder der Aura vorausgehen. Diese treten üblicherweise 1 bis 24 Stunden vor den Kopfschmerzen auf. Es wird vermutet, dass bei mehr als 80 % der Menschen mit Migräne Vorboten eine Migräne sich ankündigen.

Aura-Phase

Bei etwa 10 - 15% der Migräne-Patienten tritt eine Aura-Phase auf. Kopfschmerzen können dieser vorausgehen oder gleichzeitig auftreten. Sie dauert 5 bis 60 Minuten und ist durch das Auftreten neurologischer Symptome gekennzeichnet. Visuelle Störungen sind am häufigsten. Weitere Aura-Symptome sind Sensibilitätsstörungen wie Taubheitsgefühl oder Kribbeln, Schwindelgefühl, motorische Störungen sowie der vorübergehende Verlust der Sprech-, Lese- oder Schreibfähigkeit.

Kopfschmerz-Phase

Die Kopfschmerz-Phase ist durch einen intensiv pochenden, einseitigen Kopfschmerz von mittlerer bis starker Intensität gekennzeichnet. Körperliche Aktivitäten können sie verstärken. Ohne wirksame Behandlung können diese Symptome einige Stunden bis Tage andauern.

 

Rückbildungs-Phase (Auflösungs- und Erholungsphase) 

Bei etwa 70 % der Betroffenen tritt eine Rückbildungsphase im Rahmen ihrer Migräne-Attacke auf. Diese Phase geht mit einem Gefühl von Schwäche und Erschöpfung einher. Es können auch kognitive Störungen, Magen-Darm-Symptome, Stimmungsschwankungen und eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit auftreten.

Migräne-Prophylaxe – ist das möglich?

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Eine Migräne kann äusserst schmerzhaft sein und die Lebensqualität der Betroffenen einschränken. Auf Grund der starken Symptome ist die Arbeit, der Sport und der Familienalltag in vielen Fällen sehr eingeschränkt oder schlichtweg nicht mehr möglich.

Die Migräne wurde als eine der weltweit häufigsten Ursachen für verlorene Lebensjahre eingestuft.1 Dank moderner Behandlungs-Methoden ist die Erkrankung heute meist gut behandelbar und Migräneattacken können schnell und oft anhaltend gelindert werden.

Nicht erst etwas unternehmen, wenn die Schmerzen nahen oder schon da sind, ist für viele Migräne-Betroffene ein grosses Ziel. Ein Verhindern und aktiv etwas dagegen unternehmen, damit eine Attacke erst gar nicht auftritt, steht im Vordergrund.

Um Migräneattacken vorzubeugen, können Sie versuchen, ihre Ursachen bzw. Trigger zu finden und diese zu vermeiden. Ein Migräne-Tagebuch kann dabei helfen. Auch unterstützende Massnahmen können dem Kopfschmerz vorbeugen, z. B. leichter Ausdauersport, Entspannungsmethoden oder eine gesunde Ernährung. 

Für die Migräne-Prophylaxe gibt es heute unterschiedliche Medikamente, die die Häufigkeit und Intensität der Migräneanfälle reduzieren können. Vorbeugende Medikamente müssen unabhängig von akuten Beschwerden über einen längeren Zeitraum regelmässig angewendet werden. Die Präparate werden in Tablettenform oder als Injektion angeboten.

Ein neuer Ansatz ist die Behandlung der Migräne mit Antikörpern, die gegen das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) gerichtet sind. Im Gegensatz zu den anderen Medikamenten wurde diese Therapie speziell für die Prophylaxe der Migräne entwickelt.

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Welche Patienten profitieren am meisten?

  • Sind Sie an vier oder mehr Tagen im Monat von einer Migräneattacke betroffen, sollte eine prophylaktische medikamentöse Therapie in Erwägung gezogen werden.
  • Auch wenn Ihre Schmerzen während der Migräneattacken nicht auf eine Akutbehandlung ansprechen, bietet sich eine Prophylaxe an.
  • In einigen Fällen kommen akute Schmerztherapien aufgrund von Nebenwirkungen oder anderen Vorerkrankungen nicht infrage. In diesen Fällen bietet die Migräne-Prophylaxe eine hilfreiche Alternative.
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Sprechen Sie mit Ihrem Arzt

Grundsätzlich ist es eine persönliche Entscheidung, ob Sie Medikamente zur Prophylaxe nehmen möchten. Welche Form der Migräne-Prophylaxe infrage kommt, hängt davon ab, wie belastend die Migräne für Sie ist und wie die individuellen Vor- und Nachteile für die Behandlung beurteilt werden. Dies kann nur in Abstimmung mit Ihrem Arzt erfolgen. Es ist daher wichtig, dass Sie mit ihm über alle Therapiemöglichkeiten sprechen. Um Ihre Situation besser beurteilen zu können, hilft ein Migräne-Tagebuch, das Sie Ihrem Arzt im Gespräch vorlegen können.

Leben mit Migräne kann ich selbst etwas dagegen unternehmen?

Das Leben mit Migräne stellt Betroffene vor viele Herausforderungen und kann zu einem Gefühl von geringerer Lebensqualität führen. Einfache Dinge können manchmal helfen, der Migräne-Spirale zu entkommen. Hier finden Sie einige Anregungen, die Ihnen dabei helfen können, Ihr Leben mit Migräne ein wenig entspannter zu gestalten.

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Führen Sie Tagebuch

Gehen Sie bewusst und achtsam durch Ihr Leben. Durch bewusstes Beobachten des Alltags können Sie viel über sich selbst und die Migräne lernen. Diese Erfahrung kann Ihnen helfen, Migräne-Anzeichen zu erkennen, Migräneattacken vorzubeugen oder im Akutfall bestmöglich darauf zu reagieren. In einem Tagebuch können Sie neben der Dauer und Stärke einer Attacke auch Massnahmen festhalten, die ihnen geholfen haben. Notieren Sie auch andere Details. Vielleicht finden Sie in der Ernährung, beim Wetter, in Arbeitssituationen oder im Zwischenmenschlichen bestimmte Migräne-Trigger. Wenn Sie Ihre Trigger kennen, können Sie diese vielleicht vermeiden oder entsprechend darauf reagieren.

Denken Sie positiv, es ist wichtig, sich auch die positiven Dinge im Leben zu vergegenwärtigen. Dokumentieren Sie auch schmerzfreie Tage. Notieren Sie, was Ihren Tag bereichert hat und was besonders schön war. Meist ist es hilfreich, das Schreiben des Tagebuchs als Routine in Ihren Alltag zu integrieren. Zum Beispiel kann es helfen, die schönen Momente des Tages vorm Zubettgehen aufzuschreiben, um positive Gedanken mit in die Nacht zu nehmen.

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Essen und trinken Sie regelmässig

Eine bewusste und vor allem regelmässige Ernährung kann helfen, dass Sie weniger Migränetage pro Monat haben und die Schmerzen geringer sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass ein Magnesiummangel die Ursache von Migräneattacken sein kann. Magnesium ist vor allem in grünem Gemüse, Vollkornnudeln, Naturreis, Quinoa, Hirse und Nüssen enthalten.

Zu einer ausgewogenen Ernährung gehört auch 1,5 - 2 Liter Flüssigkeit. Trinken Sie vor allem Wasser, Früchte- und Kräutertee oder verdünnte Fruchtsäfte! Stark gesüsste Getränke oder Kaffee in grossen Mengen sind nicht empfehlenswert.

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Bewegen Sie sich regelmässig

Etwas Sport, insbesondere leichter Ausdauersport, kann auch Migränebeschwerden lindern, macht den Kopf frei und entspannt den Geist. Bewegung kann eine wesentliche Rolle für die Häufigkeit und Intensität der Migräne spielen. Zur Vorbeugung von Migräne eignen sich besonders Sportarten wie Joggen, Walken, Wandern, Radfahren oder Schwimmen. Schauen Sie, was Ihnen am meisten Spass macht, und Sie motiviert sich regelmässig zu bewegen. Langes Stehen oder Sitzen in einer Position kann zu Migräneanfällen beitragen.

Schauen Sie für sich - nehmen Sie sich Zeit für sich

Bei Migräne gehören Entspannungstechniken zu den wichtigsten nichtmedikamentösen Vorsorgemassnahmen. Entspannung kann Ihnen helfen, denn durch gezielte Übungen, wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder autogenes Training, kann sich die Muskulatur entspannen und Stress wird abgebaut. Entspannungstechniken sind vor allem dann effektiv, wenn Sie regelmässig üben. Planen Sie etwas Zeit dafür in Ihrem Alltag ein und suchen Sie nach einer für Sie passenden Technik. Das Angebot an Entspannungstechniken ist gross: Yoga, Atemübungen, Meditation, Faszien-Training, Qi Gong, Tai Chi und vieles mehr. Anderen bereitet die Joggingrunde am Morgen, entspannte Gartenarbeit oder das Malen eines Bildes Entspannung.

Nehmen Sie auch einmal Zeit für entspanntes Nichtstun in Ihrem Alltag. Oder hören Sie Musik, lesen Sie ein Buch oder geniessen Sie einen Spaziergang. Geben Sie den Dingen, die Sie gerne tun, ausreichend Raum. Sagen Sie lieber einmal mehr „Nein“, wenn Sie das Gefühl haben, dass gewisse Anforderungen Sie unter Druck setzen und Sie keine Zeit mehr für sich haben.

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Üben Sie sich in Gelassenheit

Nobody is perfect! Treten Sie Ihrem Alltag gelassen entgegen und nehmen Sie Druck raus. Bleiben Sie entspannt und flexibel, vor allem wenn mal etwas nicht so läuft, wie Sie es sich vorgestellt hatten. Es hilft selten, sich darüber zu ärgern, dass eine Situation ist, wie sie gerade ist, und nicht so wie Sie sich diese vorgestellt hatten. Atmen Sie tief durch und treten Sie mental einen Schritt zurück. Überlegen Sie, was Ihnen die Situation bietet, anstatt sich auf das zu konzentrieren, was gerade nicht geht. Wenn Plan A nicht funktioniert, gibt es immer noch Plan B bis Plan Z. Vielleicht hilft der Gedanke, dass in jeder Schwierigkeit auch eine Möglichkeit liegt, etwas Ungeplantes und Neues zu entdecken.

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Tipps für den Alltag mit Migräne

  • Streichen Sie die Wände Ihrer Wohnung in dunklen satten Farbtönen, die Sie mögen. Diese Farben können dazu beitragen, helles Licht zu reduzieren. Nutzen Sie für den neuen Anstrich eine geruchsarme Farbe, nicht dass der Farbgeruch die Ursache für eine Migräneattacke ist.
  • Ein häufiges Symptom bei Migräne ist Lichtempfindlichkeit. Installieren Sie eine Vorrichtung, mit der Sie grelles Licht bei Bedarf aus der Wohnung verbannen können, wie zum Beispiel Vorhänge die das Sonnenlicht abdecken. Muss es schnell gehen, kann ein grosses Badetuch, oder ein dunkler Stoff über das Fenster, befestigt mit Wäscheklammern, schnelle Abhilfe schaffen.
  • Indirekte Beleuchtung, die gedimmt werden kann, wirkt entspannend. Schaffen Sie sich einen Raum, in dem Sie sich wohlfühlen. Dieser kann Ihnen bei einer Migräneattacke als Rückzugsort dienen oder eine Oase der Entspannung in Ihrem Alltag sein. Denken Sie beim Einrichten daran, dass der Raum leicht abgedunkelt werden kann und dass es möglich ist Geräusche bestmöglich zu dämpfen.
  • Geräuschunterdrückende Kopfhörer können eventuelle Lärm und Ablenkung reduzieren. Laute Geräusche können Migräne auslösen oder die Symptome verstärken. Kopfhörer helfen die Lärmbelastung zu reduzieren und signalisieren Ihrem Umfeld, dass Sie nicht gestört werden möchten.
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  • Tragen Sie bei Sonneneinstrahlung oder einfach wenn es Ihnen zu hell ist, eine Sonnenbrille. Es gibt spezielle Sonnenbrillen für Menschen mit Migräne. Fragen Sie bei einem Optiker nach.
  • Versuchen Sie jeden Tag positiv in den Tag zu starten und nicht unnötig zu grübeln. Sicher gibt es auch in Ihrem Leben Herausforderungen, und eine Migräneattacke kann Sie wieder treffen. Das sollte die schmerzfreie Zeit aber nicht trüben. Die Angst vor einem Migräneschub kann so belastend sein, dass sie selbst zum Auslöser wird. Geniessen Sie unbeschwerte Zeiten und tanken Sie Kraft.
  • Erholsamer Schlaf ist wichtig. Versuchen Sie Alltagssorgen nicht mit in die Nacht zu nehmen. Vielleicht hilft es Ihnen vor dem Zubettgehen Erlebtes aufzuschreiben oder Entspannungsübungen befreien Ihren Kopf.

Migränetagebuch – wie und warum es hilfreich sein kann

Wer unter Migräne leidet, möchte sich vielleicht nicht mehr als nötig mit seinen Schmerzen auseinandersetzen. Deshalb mag das Führen eines Migränetagebuchs am Anfang etwas Überwindung kosten. Doch für Betroffene und Ärzte bringt ein gewissenhaft geführtes Tagebuch viel Information zutage und kann in unterschiedlichen Bereichen hilfreich sein.

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Was sollten Sie in einem Migränetagebuch alles notieren?

Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Was Sie in Ihrem Migränetagebuch festhalten wollen, ist davon abhängig, wozu Sie es nutzen möchten.

  • Soll es eine reine Dokumentation der Schmerzen und Symptome sein und Ihren Therapieverlauf dokumentieren? Dann sollten Sie wichtige Fakten rund um Ihre Migräneattacken und Therapiemassnahmen festhalten.
  • Falls Sie Migräneauslöser aufspüren wollen, sollten Sie Begleitumstände vor und während einer Schmerzattacke notieren.

 

Egal wozu Sie Ihre Dokumentation verwenden möchten, bei einem Migränetagebuch ist es wichtig, dass es über einen längeren Zeitraum geführt wird. Zwei Monate sind ein Zeitraum, der Ihnen und Ihrem Arzt einen guten Überblick über Ihre Migräne, die Begleiterscheinungen und mögliche Auslöser gibt. Notieren Sie auch schmerzfreie Zeiten.

Schreiben Sie die Fakten zu Migräneattacken zeitnah auf, sonst geraten wichtige Details schnell in Vergessenheit.

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Gut vorbereitet dank Migränetagebuch

Mit einem Migränetagebuch sind sie optimal auf den nächsten Arztbesuch vorbereitet. Neben Informationen zu Ihren Schmerzattacken können Sie auch Fragen und wichtige Themen notieren, die Sie besprechen möchten.

Die wichtigsten Tagebuchdaten für Ihren Arzt sind:

  • Wie häufig treten Migräneattacken auf?
  • Wie lange dauern die Episoden?
  • Wie stark sind die Schmerzen?
  • Welche Begleitsymptome sind aufgetreten und wie lange halten sie an?
  • Welche Medikamente haben Sie eingenommen und wie haben sie gewirkt?     

Mit diesen Informationen kann Ihr Arzt den Therapieverlauf überprüfen und mit Ihnen gemeinsam geeignete Therapiemassnahmen auswählen, um Ihre Migräne gezielter zu behandeln.

Zudem ist es wichtig, die Häufigkeit der Schmerzmitteleinnahme zu überwachen und so ein Übergebrauch vorzubeugen.

Dokumentieren Sie auch nichtmedikamentöse Massnahmen sowohl Massnahmen zur Prophylaxe als auch Hilfsmittel, die Ihnen im Akutfall geholfen haben. So können Sie ermitteln, was Ihnen zur Vorbeugung wirklich hilft, und Sie lernen mit der Zeit immer besser mit Ihrer Migräne umzugehen. Weitere Informationen zu Behandlungsmassnahmen finden Sie unter Migräne-Prophylaxe (siehe oben).

Spüren Sie Auslöser auf

Falls Sie mit Ihrem Migränetagebuch individuelle Auslöser bzw. die Ursache aufspüren möchten, sollten Sie auch die Begleitumstände einer Migräneattacke festhalten. Die Einträge sollten Ihren normalen Tagesablauf und Besonderheiten widerspiegeln. Zu den Informationen, die Sie festhalten können, gehören:

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  • Was haben Sie gegessen und wann?
  • Haben Sie ausreichend gegessen oder gab es Hungerphasen?
  • Haben Sie über den Tag verteilt ausreichend getrunken?
  • Wann sind Sie morgens aufgewacht und wann abends zu Bett gegangen?
  • Gab es ungewöhnliche körperliche Herausforderungen?
  • Gab es zwischenmenschliche Probleme oder andere seelische Belastungen?
  • Hatten Sie Stress oder war Ihr gesamter Tag besonders hektisch?
  • Dokumentieren Sie auch äussere Faktoren wie Wetter, Geräuschpegel, Gerüche etc.
  • Frauen sollten auch Informationen zu ihrer Menstruation festhalten.

Je detaillierter die Aufzeichnungen sind, umso besser können Sie mögliche Migräneauslöser entdecken. Durch Ihre Aufzeichnungen können Sie häufig auch erkennen, was positive Auswirkungen auf Ihr Leben mit Migräne hat. So können Sie nicht nur lernen, was Sie aus Ihrem Alltag verbannen, sondern auch was Ihnen Freude bereitet.

Nicht zu wenig, nicht zu viel – die richtige Dosis für Ihre Aufzeichnungen

Ein Migränetagebuch sollte zwar gewissenhaft und detailliert geführt werden, aber achten Sie darauf, nicht zu viel Energie darin zu investieren. Das ist wichtig, um keine Ängste zu schüren oder Stress aufzubauen. Wenn Sie Ihren Alltag bewusst beobachten, können Sie viel über sich selbst und die Migräne lernen. Wenn Sie jedoch jeden Aspekt unter die Lupe nehmen und zu viel über die Schmerzen und ihre Auslöser nachdenken, besteht die Gefahr, dass Sie sich in die Migräne hineinsteigern. Das kann dann selbst zu Stress werden und sich ungünstig auf Ihre Migräne auswirken.

Nicht alles, was Sie als Auslöser vermuten, stellt sich als solcher heraus. Deshalb gilt auch hier: Ruhe bewahren.

 Verzichten Sie nicht vorsorglich auf alles, was Ihnen Spass macht, nur weil es ein potenzieller Auslöser sein könnte. Das Vermeiden von Auslösern ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie sicher sind, dass es sich auch wirklich um einen Auslöser handelt. Ausserdem kann eine zu starke Fokussierung auf mögliche Auslöser zu einer Erwartungsangst führen, die dann selbst zum Auslöser werden kann. Ein Beispiel: Wenn Sie fest davon überzeugt sind, dass Schokolade Migräne auslöst, können Sie beim Schokoladeessen so starke Angst verspüren, dass durch die Angst eine Migräneattacke ausgelöst wird. In dem Fall war dann nicht die Schokolade schuld an der Schmerzattacke, sondern die Angst. Deshalb ist bei der Suche nach Migräneauslösern ein gewisses Mass an Gelassenheit wichtig.

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Notieren Sie auch Positives und Schönes

Vergegenwärtigen Sie sich auch die schönen Dinge im Leben. Deshalb dokumentieren Sie auch schmerzfreie Tage. Notieren Sie, wie Sie sich fühlen, was Ihren Tag bereichert hat und was besonders schön war. Integrieren Sie das Schreiben des Tagebuchs in Ihren Alltag. Zum Beispiel kann es helfen, die schönen Momente des Tages vor dem Zubettgehen aufzuschreiben, um positive Gedanken mit in die Nacht zu nehmen. Andere lassen gerne zu Beginn eines neuen Tages den letzten Tag Revue passieren. Wann die beste Zeit ist, Ihr Tagebuch zu schreiben, wissen Sie selbst am besten. Sie sollten jedoch nicht zu lange warten sonst geraten wichtige Details eventuell in Vergessenheit.

Sie können das Tagebuch nur mit den wichtigsten Infos füllen oder mehr von Ihrem Leben dokumentieren. Für Ihren Arzt ist es hilfreich, wenn Sie Ihre persönliche Dokumentation von den reinen Fakten getrennt notieren. Für das Arztgespräch sind einfache Tabellen, die mehrere Tage oder Wochen auf einen Blick zeigen, zur Dokumentation optimal.

Was ist eine Augenmigräne oder ophthalmische Migräne?

Bei Migräne denken die meisten Menschen sofort an Kopfschmerzattacken, und in vielen Fällen ist das auch richtig. Eine Migräne muss jedoch nicht zwangsläufig mit Kopfschmerzen einhergehen. Beschränken sich die Beschwerden auf visuelle Störungen kann es sich um eine sogenannte Augenmigräne handeln.

Als Augenmigräne oder ophthalmische Migräne bezeichnet man vorübergehende, beidseitige Sehstörungen. Sie ist wie die klassische Migräne eine neurologische Erkrankung. Das bedeutet, die Sehstörungen haben ihren Ursprung im Nervensystem. Deshalb verschwinden die Symptome bei einer Attacke auch bei geschlossenen Augen nicht. Die Augenmigräne kann von Kopfschmerzen begleitet sein. Dabei liegt die Betonung auf «kann», denn bei Augenmigräne bleiben die Kopfschmerzen zuweilen aus, bzw. sie stehen nicht im Vordergrund der Beschwerden.

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Typische Symptome, die bei einer Augenmigräne auftreten können, sind:

  • Skotome: Das sind Sehstörungen im Gesichtsfeld, die oft als dunkle Flecken oder Farbveränderungen auftauchen. Auch gezackte oder sternförmige Linien um den gestörten Sehbereich sind charakteristisch für Skotome.
  • Flimmerskotome: Diese spezielle Form der Skotome ist durch die Wahrnehmung von flackernden Lichtern oder Lichtblitzen gekennzeichnet.

Als Begleiterscheinung können auch Übelkeit, Schwindel und Lichtempfindlichkeit auftreten. Bei einer starken Attacke sind auch das Sehen von Doppelbildern und Halluzinationen möglich.

Was sind die Ursachen der Augenmigräne?


Die Ursache der Augenmigräne ist nicht vollständig geklärt. Einige Forscher führen die Augenmigräne auf Durchblutungsstörung zurück, die bei der Augenmigräne im Bereich der Sehrinde auftauchen. Durch die unzureichende Blutzufuhr kommt es bei der Verarbeitung der Reize, die für das Sehen zuständig sind, zu Fehlern.

Wie wird eine Augenmigräne behandelt?


Eine spezielle Therapie für die Augenmigräne gibt es nicht. Die visuellen Symptome vergehen typischerweise nach zehn bis 30 Minuten wieder, und der beste Weg mit einer Augenmigräne umzugehen, besteht oft darin, sich in einen ruhigen, dunklen Raum zurückzuziehen. Häufig kann auf Medikamente verzichtet werden. Sollte eine medikamentöse Behandlung notwendig werden, weil beispielsweise auch Kopfschmerzen auftreten, entspricht diese der einer klassischen Migräne.

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Kann ich einer Augenmigräne vorbeugen

Wie die klassische Migräne wird auch die Augenmigräne häufig von bestimmten Faktoren, sogenannten Triggern, ausgelöst. Typische Trigger sind unter anderem Stress, grelles blitzendes Licht, Hormonschwankungen bei Frauen, Alkoholkonsum, Hunger, Wetterumschwung und Inhaltsstoffe in bestimmten Nahrungsmitteln oder Medikamenten.

Wer die eigenen Auslöser kennt, kann die Häufigkeit von Attacken oft reduzieren, indem diese gemieden werden. Um die eigenen Trigger kennenzulernen, kann ein Migränetagebuch helfen. Weitere Informationen zum Migräne-Tagebuch finden sie im entsprechenden Kapitel.

Nicht immer ist es jedoch möglich, Trigger zu meiden. Manche Betroffenen berichten, dass lange Arbeitsphasen am Computer oder Handy ein Auslöser sein können. Die lassen sich nicht in jedem Beruf vermeiden. Hilfreich können hier regelmässige Pausen und ein entspannter Blick in die Ferne sein. Generell deutet vieles darauf hin, dass Entspannungstechniken wie autogenes Training vorbeugend wirken und die Häufigkeit der Anfälle verringern. Weitere Tipps zur Vorbeugung finden Sie auch weiter oben unter Migräne-Prophylaxe.

Was unterscheidet eine Augenmigräne von einer Migräne mit Aura?

Die Abgrenzung zwischen der Migräne mit Aura und der Augenmigräne ist nicht ganz eindeutig. Da sich auch die klassische Migräne mit Aura durch visuelle Störungen wie Lichtblitze und blinde Flecken äussern kann, werden beide Migränearten manchmal gleichgesetzt. Es gibt aber einen Unterschied: bei der klassischen Migräne steht der Kopfschmerz im Vordergrund; bei der Augenmigräne sind es die Sehstörungen, die besonders stark ausgeprägt sind, und die Kopfschmerzen spielen eine untergeordnete Rolle, sofern sie überhaupt auftreten.

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Eine spezielle Form der Augenmigräne – die retinale Migräne

Bei der retinalen Migräne treten die Sehstörungen nicht beidseitig sondern nur auf einem Auge auf. Diese Form der Augenmigräne ist sehr selten. Sie tritt bei etwa 1 von 200 Migränepatienten auf. Auch hier können die Sehstörungen von Kopfschmerzen begleitet werden, müssen es aber nicht. Als Ursache wird eine fehlende Durchblutung der Retina oder des Sehnervs vermutet. Dadurch wird der Teil des Auges oder des Gehirns, der für das Sehen verantwortlich ist, nicht ausreichend mit Blut versorgt. Das verursacht die typischen Sehstörungen. Eine retinale Migräneattacke kann bis über eine Stunde andauern. Dabei kann es sogar zu einer vorübergehenden Erblindung kommen. Die visuellen Einschränkungen, die bei der retinalen Augenmigräne auftreten, bilden sich in der Regel nach wenigen Stunden wieder vollständig zurück.

Muss ich bei Augenmigräne zum Arzt?

Eine Augenmigräne ist in der Regel nicht gefährlich. Visuelle Wahrnehmungsstörungen sollten dennoch immer von einem Arzt untersucht werden, um andere Ursachen auszuschliessen und dauerhafte Schäden zu vermeiden. Sollten Sie bereits wissen, dass Sie an Augenmigräne leiden, ist es ratsam einen Arzt aufsuchen, wenn die Symptome besonders heftig sind, länger anhalten als üblich oder sich nicht vollständig zurückbilden.

Stand der Seite: 01.09.2022